Spaziergang am Rhein

Am 24. Mai 2011 wurde die Beendigung der Hochwasserschutzbaumaßnahme feierlich durch Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch besiegelt.
Eine fünfseitige Stele erinnert an die fünf Bauabschnitte, die notwendig waren, um einen Schutz von der Wolfsgasse bis zur Ernst-Moritz-Arndt-Straße herzustellen.


Von dieser Stelle –früher Johannes-Bücher-Platz- soll der Spaziergang entlang des Rheines bis zum Bonner Bogen beginnen.
An oben beschriebener Stelle endet das gemauerte Ufer. Diese Kaimauer wurde in zwei Bauabschnitten erstellt, der erste 1908 bis zur Johannesstraße und der zweite 1911 bis zum Ende.
Diese Befestigung war wohl notwendig geworden, weil die Gemeinde Vilich/Beuel in den Jahren 1898 -1899 nördlich der gerade dem Verkehr übergebenen Brücke eine Industrie und Handelswerft errichtete.

Das letzte Haus der hier einmündenden Ernst-Moritz-Arndt-Straße beher-bergt den Verein der Schwimmsportfreunde – kurz SSF.
Dieses Haus hat seine eigene Geschichte.
1889 heiratet Jacob Burgunder Magdalena Stöcke, die gemeinsam 1890 an dieser Stelle ein Wohnhaus und eine Wäscherei errichten. Seit 1919 kommt ein Kölner, Rudolf Hülser, Mitglied eines Kölner Ruderclubs fast jeden Sonntag mit mehreren Ruderbooten nach Beuel und freundet sich mit dem Ehepaar Burgunder an. Es fanden sich noch andere Gleichgesinnte, die den Wassersport liebten, und so kam es 1925 zur Gründung des Wassersportvereins Beuel. Jacob Burgunder verkauft seine Wäscherei an den frisch gegründeten Wassersportverein zur Unterbringung der Boote.
In darauf folgenden Jahren finden diverse Umbauarbeiten statt. Das Bootshaus wird zu einem Wasserwanderheim mit einer Gaststätte. Im hinteren Bereich wird ein Ruderbecken zum Training eingebaut.

1978 erfolgt die Umgestaltung des Hauses und die Einweihung des neuen Clubhauses in der Rheinausstraße 269. Die Kanuabteilung der SSF findet seitdem dort ihr neues Zuhause; 1996 werden sie Eigentümer; der Wassersportverein findet im „Haus am Rhein“ ein neues Zuhause.
Am 20.August 2006 eröffnen die Schwimm- und Sportfreunde Bonn 1905 e.V. dort ein Fitness-Studio mit einmaligem Blick zum Rhein.

Gleich gegenüber des SSF besitzt die Universität Bonn ein eigenes Bootshaus mit großer Ruderbootausstattung und einem eigenem Landungssteg, der auch von den Kanuten des SSf genutzt wird.

Um rheinaufwärts zu gehen benutzt man zunächst die Rheinaustraße. Sie ist identisch mit dem alten Treidelpfad oder Leinpfad, einem Pfad, der in früheren Zeiten von Pferden zum Ziehen der Lastkähne benutzt wurde.
Da die Sonne am Morgen die Pferde blendete, deckte man ihnen ein Auge ab; sie waren „scheel blickend“ (lt. Duden). Daher der Name für diese Rheinseite „Scheel Sick“.
Bis zum Beginn der Arbeiten für die Bundesgartenschau 1979 – – war der alte Treidelpfad hier deutlich erkennbar und hieß Uferstraße. Sie wurde erst auf Betreiben von Prof. Dahs in den Jahren 1970 – 72 mit Straßenlaternen versehen. Kanalanschluss hatte diese Uferstraße bis 1988 nicht. Nach dem zwangsweisen Anschluss an das Kanalnetz erhielt die Straße eine Asphaltdecke.
Seit Bonn Bundeshauptstadt war, gehörte diese Straße zur Bannmeile. Bei Staatsbesuchen und auch bei Abflügen und Ankünften des Bundeskanzlers und des Bundespräsidenten bzw. ihrer Gäste war der Bundesgrenzschutz stets präsent.
Weiter führt der Weg am Clubhaus des oben beschriebenen Wassersportvereins vorbei.

dsc00037

Foto: Horst Kollack

1976 schlossen sich die ehemalige Bonnerrudergesellschaft mit dem Wassersportverein Beuel (WSV) zur heutigen BRG zusammen. Ihr Sitz ist das „Haus am Rhein“

Einen schöneren Platz als hier am Rhein konnte das Erzbistum Köln sich für seine Schüler und Schülerinnen nicht wünschen.

Am 7.12.1968 bezieht das 1964 errichtete Erzbischöfliche Gymnasium für Jungen die Gebäude an der Elsa- Brändström- Straße, das bis 1979 erweitert wurde. Der Unterricht für 2 Klassen hatte schon zwei Jahre vorher in einer Schule in Schwarz Rheindorf begonnen.
Ab dem Schuljahr 1988/89 wird das Gymnasium, das seit 1979 Kardinal Frings Gymnasium heißt, edukativ geführt.

kfg

Foto: Wikipedia

Bald ist zwischen den Bäumen fast kaum zu bemerken – es sei denn die Stadt lichtet das Areal – ist ein schlichtes Gebäude zu sehen.
Es handelt sich um das alte Wasserwerk.
Die Verlängerung der Kreuz-Herren-Straße hieß früher Wasserwerkstraße. An ihr lag das alte Wasserwerk.
Die Gemeinde Vilich/Beuel errichtet nach Ratsbeschluss vom 01.08.1898 ein Wasserwerk in der Limpericher Rheinaue mit zwei Brunnen von 16 m Tiefe und einem Hochbehälter auf dem Ennert von 700 Kubikmeter Inhalt. Es wird am 11.08. 1900 in Betrieb genommen. 1954 wird das Wasserwerk vergrößert und modernisiert (was auch immer das heißen mag).

wasserwerk dsc02140

Fotos: Horst Kollack

1960 werden 3 weitere Brunnen von 21 m Tiefe niedergebracht. Ab 1968 bekommt Beuel sein Wasser aus der Wahnbachtalsperre. Das Limpericher Wasserwerk wird für den Fall eines Notstandes aufrecht erhalten. (Quelle: Beueler Chronik von C.J. Bachem).
Auf der anderen Straßenseite lag die Rheinschenke Weber, ein einfaches, aber gemütliches Lokal, das im Sommer auch einen , wie man heute sagt, Biergarten unterhielt und in unmittelbarer Nähe des Beueler Strandbades lag.
Im Zuge der Gestaltung der Bundesgartenschau 1979, die ihre Auswirkungen Gott sei Dank auch auf die Beueler Seite hatte, wurde das Lokal abgerissen und die Beueler waren um ein Ausflugsziel mit leckerem Kuchen ärmer.
Die Pfarrgemeinde Heilig Kreuz hielt jahrelang im Keller der Rheinschenke ihre Kirchenchorproben ab.
Da, wo heute noch die schönen alten Bäume auf der großen Wiese stehen, stand das Beueler Strandbad. Es wurde 1928 als Freibad errichtet.
Es trat an die Stelle der 1905 errichteten Rheinbadeanstalt, die sich etwa an der Stelle befand, wo heute das Chinaschiff seinen Ankerplatz hat. Diese Rheinbadeanstalt war ein auf einem Pontons gelagerter Holzbau ohne Boden, der am Ufer vertäut war. Sie war im Wesentlichen eine Stiftung des Arztes Dr. Clemens Gudden, der im ehemaligen Karmeliterkloster in Pützchen eine Irrenanstalt betrieb.
Der Grund zur Errichtung des Freibades geschah nicht zuletzt auf Druck der Kirchen, die das wilde Baden im Rhein unmoralisch fanden.
So gab es selbstverständlich getrennte Umkleidekabinen, aber auch für Männlein und Weiblein getrennte Badeabschnitte und Liegewiesen. Es gab angestellte Sittenwächter, die auf der Einhaltung der Vorschriften bestanden.
Die heranwachsende Jugend machte sich einen Spaß daraus, von außen an das Strandbad heran zu schwimmen, was bei den gesitteten Damen zu lautem Protest und den Wächtern zu wüsten Schimpfereien führte. Die Jugend schwimmend zu vertreiben, scheiterte, da diese meistens schneller waren.
Nach einem Jahr wurde die Trennung aufgehoben. 1944 wurden die Gebäude total zerstört, nach dem Krieg aber wieder aufgebaut, bis sie 1967 aus Gründen des Wasserschutzrechtes abgerissen wurden.

dsc02176 dsc02177

(Quelle: Küdinghoven – unser Dorf/Bürgerverein Küdinghoven)

Foto: Horst Kollack aus : „Die Beueler Seite ist nun einmal die Sonnenseite…“von 1930)

Text: Gertrude Jöbsch