Ein Vortrag von Dr. med. Theodor Röse
Dr. Röse ist Vorsitzender des Heimatvereins Bonn-Oberkassel e. V. und stellte uns seinen Wirkungskreis vor.
Oberkassel gehörte bis zur Eingemeindung der Ortsteile Bad Godesberg und Beuel zur Bundeshauptstadt Bonn zum Rhein – Sieg – Kreis.
Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Beueler an der unmittelbaren Nachbargemeinde noch vieles entdecken können.
Aus der Frühgeschichte ist uns allen der Oberkasseler Hund“ bekannt, dessen Überreste im Rheinischen Landesmuseum deponiert sind und der etwa vor 14000 Jahren hier gelebt hat.
Später, so erfuhren wir, hat die Reformation und Gegenreformation hier eine große Rolle gespielt. Die evangelischen Gemeinden im Beueler Raum haben in Oberkassel ihren Ursprung. Zeitweise, etwa im 16. Jahrhundert, gab es in Oberkassel keinen katholischen Pfarrer. Ab 1616 gab es dann in der kleinen evangelischen Kirche eine Simultannutzung.
Manch einer von uns erinnert sich noch daran, wie lange es dauerte, bis die Autobahn oberhalb von Oberassel gebaut werden konnte.
Dies lag daran, dass sie auf Abraum errichtet werden musste. Der Basaltabbau oberhalb Oberkassel war recht mühsam. Er wurde in früheren Zeiten per Hand vollzogen. Um an das Gestein heran zu kommen musste es „abgeräumt“ werden. Den Abraum warfen die Hauer hinter sich. Dieses Stück Autobahn soll das teuerste Deutschlands sein.
In den stillgelegten Steinbrüchen sammelte sich Wasser und es entstand u. A. der Märchensee mit der Schwaneninsel. Auch noch nach dem zweiten Weltkrieg wurde die dort entstandene Freilichtbühne für Opern- Operetten- und Schauspielaufführungen genutzt.
Auch industriemäßig hat Oberkassel in seiner Geschichte manches zu bieten.
Die Zementfabrik stand zwar auf Ramersdorfer Grund und Boden, gehörte aber postalisch und verkehrsmäßig zu Oberkassel. 1988 wurde der Betrieb eingestellt und die Fabrikanlagen teilweise demontiert.
Die Firma Hüser stellte zementrelevante Produkte für Hoch- und Brückenbau her, die Firma Duve Zementsäcke, die auch von der chemischen Industrie und
Futtermittel Herstellern genutzt wurden.
Es gab ab 1866 eine Bierbrauerei, die mit dem Slogan warb:
Hast Du mit den Därmen Brassel
Trinke Bier aus Oberkassel.
Eine Krautfabrik sorgte bei der Verarbeitung der Früchte für den süßlichen „Gestank“ weit über Oberkassel Grenzen hinaus.
Lange Jahre, auch noch nach dem zweiten Weltkrieg, gab die Ordenfabrik Biedermann Arbeit und Brot.
Nicht zuletzt sollte über das Bildungsangebot gesprochen werden. Seit 1880 gibt es das private Ernst-Kalkuhl-Gymnasium an der Königswintererstraße, ein edukativ geführtes Gymnasium mit Internat und einer Fülle von Angeboten für seine Schülerinnen und Schüler.
Auch der Rhein spielt in Oberkassel eine Rolle. An der schönen Uferpromenade liegt ein Bootshaus, das das letzte übriggebliebene Gebäude eines Strandbades ist, das noch bis nach dem zweiten Weltkrieg betrieben wurde.
Die Zuhörer an diesem Abend waren der Meinung, dass das letzte „Dorf“ von Bonn Hochinteressantes zu bieten hat.
